Am Hochzeitstag einen Halbmarathon laufen? In einem Bergwerk 400 Meter unter dem Meeresspiegel? Für die Zeppeline Andrea und Michael genau der passende Rahmen diesen besonderen Tag gemeinsam zu erleben.
So war der Entschluss schnell gefasst, am 16.02.2017 am 14. Kristallmarathon im Erlebnisbergwerk Merkers in Thüringen teilzunehmen.
Die Veranstaltung ist sehr beliebt und man muss sich auf Grund der limitierten Teilnehmerzahl von 300 Läufern sehr früh anmelden. Die Läufer kommen aus ganz Europa, selbst Amerikaner haben wir getroffen. Die Anfahrt von Potsdam ist zwar mit ca. 3,5 Stunden etwas lang, aber es lohnt sich. Bestens organisiert können im Besucherzentrum die Startunterlagen empfangen werden und dann geht es gemeinsam mit vielen anderen Läuferinnen und Läufern ruckelnd mit alten Schachtaufzügen 700m hinunter in das Bergwerk auf eine Tiefe von 400 Metern unter dem Meeresspiegel. Unten angekommen heißt es umsteigen auf bereitstehende LKW mit offener Laderampe und in wilder Fahrt durch ebenso enge wie flache Stollen sausen wir noch einmal gute 2 km tief in den Berg hinein. Allein das ist schon ein Erlebnis! Die letzten 800m geht es dann zu Fuß bereits über die Laufstrecke zum Start- und Zielbereich: Hier tut sich eine große unterirdische Halle auf mit Bühne, ausreichend Sitzgelegenheiten, Toiletten und Verpflegungsstationen.
Vor dem Start noch eine Lasershow, und nach dem unvermeidlichen Bergsteigerlied: „Glück auf“ fällt der Startschuss. Auf der Startnummer wird bereits prophezeit, was uns erwartet: 22,75 km und 385 Höhenmeter verteilt auf 7 Runden. Was das bedeutet, wird schon auf den ersten Metern klar: Hier sind einige fiese, steile Rampen zu bewältigen und es geht eigentlich nie richtig geradeaus. Die Strecke ist meist gut beleuchtet, dennoch ist es Pflicht, neben einem Helm auch eine Stirnlampe zu tragen. Richtig fest aufgesetzt und befestigt stellt sich das aber nicht als störend heraus.
Der Boden ist hart und rutschfest und überraschender Weise gar nicht staubig. Die Temperatur von 21 Grad ist angenehm, lediglich die Luft ist sehr trocken. Da heißt es von Beginn an unbedingt an den zwei Verpflegungsstationen in der Runde regelmäßig trinken. Genauso steil wie es auf der Laufstrecke hinauf geht, geht es auch herunter. Das macht es schwierig, sein Tempo zu finden und schnell wird uns klar, dass die Oberschenkel heute besonders gefordert werden. Die vielen Kurven und Abzweigungen und auch die unterschiedlichen Stollen, teils breit und hell erleuchtet, teils eng und schummrig, machen die Runde aber extrem kurzweilig. Und am Ende jeder Runde im Start- und Zielbereich kann man sich der Anfeuerung durch die Zuschauer und dem Sprecher gewiss sein.
Das führt dazu, dass trotz der Anstrengung die Rundenzahl erstaunlich schnell voranschreitet. Unser Training in den Ravensbergen mit seinen vielen kurzen Anstiegen macht sich jetzt auch bezahlt. Als wir am Ende der 7. Runde endlich die Spur: „Zieleinlauf“ folgen dürfen, waren wir für einen kurzen Moment fast schon ein wenig traurig, dass der Lauf zu Ende ist.
Im Ziel angekommen waren wir beide mit unseren Leistungen zufrieden. Jeweils 4. in der Altersklasse M50 (von 16 bzw. 29 Startern) , Andrea bei den Frauen 20. in der Frauengesamtwertung (von 64) und ich 34. in der Männergesamtwertung (von 171) haben wir die Zeppeline auch ganz ordentlich vertreten.
Unser Fazit: Wer einen etwas anderen Lauf in einmaliger Atmosphäre erleben möchte, dem sei der Kristallmarathon wärmstens empfohlen. Wer will kann auch 9,75 (3 Runden) oder den Marathon (13 Runden) laufen. Für den Marathon muss man aber genau wissen, was man sich antut. geschrieben von Michael Krah